Dahlem. Wenn man den dienstältesten Landrat, der seit 25 Jahren im Amt ist, sprachlos macht, kann man nur attestieren: Überraschung gelungen. Bezirksbrandmeister Heinz-Peter Brandenberg trug seine Laudatio vor und Landrat Günter Rosenke, der als oberster Verwaltungschef der Feuerwehr auf dem Podium saß, hörte aufmerksam zu.
Selbst als sich die Anzeichen verdichteten, dass es sich bei dem Geehrten, der die Deutsche Feuerwehr-Ehrenmedaille erhalten sollte, um ihn handeln könnte, war Rosenke noch im Grübelmodus, wer denn der Glückliche sei. Auch der Hinweis „Das läuft wohl ganz auf Sie zu“ von Dahlems Bürgermeister Jan Lembach, in dessen Gemeinde die Delegiertenversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes stattfand, konnte Rosenke nicht überzeugen.
102 Delegierte sagten stellvertretend Danke
Doch als Brandenberg dann Rosenkes Namen nannte, begriff er langsam, dass er diese „äußerst seltene Auszeichnung“, so Brandenberg, erhalten würde. Rosenke schüttelte erst ungläubig den Kopf und ging dann total perplex und überwältigt zu Brandenberg, während die 102 Delegierten im Vereinshaus Dahlem sowie der Verbandsvorstand und die Ehrengäste ihm stehend applaudierten.
Kreisbrandmeister Udo Crespin, gleichzeitig Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes, hatte in der Begründung für die Ehrung auf Rosenkes außerordentliche Verdiente für die Feuerwehren im Kreis Euskirchen hingewiesen. Hinzu kommt die jahrzehntelange „stets hohe Wertschätzung und Förderung der Ehrenamtlichkeit in der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr“, die er zukunftssicher entwickelt habe.
Landrat ist ein Fan der Feuerwehr
In seiner Dankesrede erinnerte sich Rosenke daran, wie er einmal den damaligen Feuerwehrchef seiner Heimatgemeinde Weilerswist, Peter Ditz, zu einem Einsatz begleitet habe. Seitdem ist der Respekt vor der Arbeit der Feuerwehr noch einmal gestiegen. „Für mich war das Chaos, für die Feuerwehrkameraden nicht.“ Rosenke versprach, auch nach seiner Amtszeit weiterhin Werbung für die Feuerwehr zu machen. Interfamiliär habe es auch geklappt, sein jüngster Sohn sei mit 35 in dessen Wohnort in die Feuerwehr eingetreten. Stolz ist Rosenke nicht nur auf seinen Sohn, sondern auch auf die Leistung „seiner“ Feuerwehren.
4419 Mitglieder mit einem Durchschnittsalter von 32,7 Jahren zählten die Feuerwehren in den elf Kreiskommunen im Jahr 2018, 42 mehr als noch im Vorjahr – eine Entwicklung entgegen dem landesweiten Trend. 509 Brandeinsätze bedeuten den höchsten Wert seit 2003, die Zahl der technischen Hilfeleistungen (1475) wurde zuletzt 1993 überschritten. Addiert man die 840 Dienstleistungen im vorbeugenden Brandschutz hinzu, hat die Feuerwehr die höchste Einsatzzahl ihrer Geschichte, nämlich 3298.
270 Menschen gerettet
Für Udo Crespin ist der Erfolg ein wichtiger Indikator. Der zeigt sich gleich vielfältig. „2000 wurden von uns 76 Menschenleben gerettet, im vergangenen Jahr waren es 270“, so Crespin. Aber auch die Abschaffung des Kirchtumdenkens in den Städten und Gemeinden freut ihn, was in der gestiegenen Zahl interkommunaler Hilfen resultiert. Und dann lobt er auch noch die Jugendfeuerwehr, die ihre Mitgliederzahl auf 731 steigern konnte. Crespin war Zeuge einer Nachwuchstagung in Prüm und kommt zu dem Schluss: „Es ist klasse, was da abgeht!“ Bei der jüngsten Versammlung der Kreisjugendfeuerwehr unterzeichneten die Delegierten auch die Euskirchener Erklärung gegen Rassismus und für eine offene Gesellschaft – ein Symbol, das Crespin für nachahmenswert hält.
Mehr Respekt für Einsatzkräfte
Die Feuerwehr sei eine „Institution, die mehr Respekt verdient“, hatte Jan Lembach zu Beginn der Versammlung in seinem Grußwort geäußert, denn „wenn Not ist, sind Sie da“, sprach er die Delegierten direkt an. Der Bundestagsabgeordnete Detlef Seif sprach die Brandserie im Schleidener Tal in den vergangenen Monaten an und lobte den Einsatz der Wehren. Die Feuerwehren spielen darüber hinaus auch eine gesellschaftliche Rolle.
Die Feuerwehren im Kreis Euskirchen seien ein leuchtendes Beispiel für ganz NRW, meinte Günter Rosenke angesichts der steigenden Mitgliederzahl. Das sei ein Verdienst der örtlichen Feuerwehren und der Nachwuchsarbeit. Rosenke kündigt die neue Leitstelle im erweiterten Kreishaus als Meilenstein ein. „Die Errichtung ist angesichts der stetig steigenden Einsatzzahlen zwingend erforderlich.“ Er, der Ende 2020 in den Ruhestand gehe, werde das als Pensionär betrachten.
Udo Crespin als Kreisbrandmeister und Kreisfeuerwehrvorsitzender kann dann ebenso wie Walter Wolff als Crespins Vertreter im Feuerwehrverband „mitbeobachten“. Denn wie Crespin ankündigte, stellen sie im Jahr 2020 ihre Ämter zur Verfügung. Deshalb sollen die Wehren sich schon jetzt Gedanken mehr, wer bei der nächsten Delegiertenversammlung am 22. April 2020 im Euskirchener Stadtgebiet neuer Vorsitzender des Verbandes werden soll.
(Text und Fotos: Thomas Schmitz, Agentur ProfiPress)
Kreisfeuerwehrverband
Euskirchen e.V.