Gemünd. Mit einem ansprechenden Festprogramm für die gesamte Bevölkerung feiert der Löschzug Gemünd am 8. und 9. Juni 2019 sein 145-jähriges Bestehen. Die Gemünder Wehr ist damit eine der Ältesten der 113 Löschgruppen und -züge im gesamten Kreis Euskirchen.
Die Geschichte des Löschzugs dokumentiert eindrucksvoll die Wandlung des Feuerlöschwesens im Laufe der Jahrzehnte. Die offizielle Gründung der Gemünder Wehr ist auf das Jahr 1874 datiert, obwohl es schon 1852 ein organisiertes Brandkorps gab. Dessen 74 Mitglieder waren vom damaligen Bürgermeister Tils dienstverpflichtet worden, nachdem in der Nacht zum 26. August 1852 ein verheerendes Feuer in der Dreiborner Straße 42 Häuser, 22 Stallungen und 13 Scheunen vernichtet hatte.
Anders als heute waren die damaligen Mitglieder des Brandkorps alles andere als motiviert, sodass in den Folgejahren auch trotz einer zwischenzeitlich erlassenen „Polizeiverordnung über das Feuerlöschwesen in der Stadt Gemünd“ der Feuerschutz immer wieder zum Erliegen kam. Und so richtete Bürgermeister Kleinen 1900 einen Aufruf an die Bevölkerung, sich zum freiwilligen Feuerwehrdienst zu melden. Er machte allerdings auch keinen Hehl daraus, bei einer unzureichenden Anzahl an Freiwilligen eine Pflichtfeuerwehr einzurichten.
Unter Kommandant Paul Fesemeyer blühte die Gemünder Feuerwehr bis zum Ausbruch der beiden Weltkriege wieder auf. Alleine im Ersten Weltkrieg verloren acht Kameraden ihr Leben. Im Zweiten Weltkrieg musste die Gemünder Wehr zusätzlich noch Dienst als Flugplatzfeuerwehr an der Ordensburg Vogelsang leisten. Unterdessen halfen Gemünder Trümmerfrauen aus, wenn im Heimatort die Feuerwehr-Sirenen aufheulten.
Unfälle mit Panzerkolonnen
Nach dem Krieg leistete der neue Hauptbrandmeister Alois Kehren wertvolle Aufbauarbeit. Der Gemünder Löschzug war vor allem bei der Bekämpfung von Waldbränden gefordert und rückte auch regelmäßig zu Großbränden im Altkreis Schleiden aus. Zudem kam es immer wieder zu folgeschweren Verkehrsunfällen, bei denen Autofahrer mit Panzerkolonnen des Truppenübungsplatzes Vogelsang kollidierten.
Nachdem Heinz Monschau 1964 Kreisbrandmeister wurde und sein Amt als Löschzugführer aufgab, wurde Alois Kehrens Sohn Rudolf Stadtbrandmeister in Gemünd. Unter ihm wurde der Fahrzeugbestand des Löschzuges erheblich erweitert. 1969 bezog die Wehr ein neues Gerätehaus hinter der Post, das erst 2014 mit dem Umzug in ein neues Gebäude an der Uhlandstraße aufgegeben wurde.
Während zur Gründungszeit ausschließlich die Brandbekämpfung im Mittelpunkt stand, müssen sich die Wehrleute heute einem vielfältigen Einsatzspektrum stellen. „Vor allem die technische Hilfeleistung und der Umgang mit gefährlichen Stoffen und Gütern fordern den Einsatzkräften einen hohen Ausbildungsstand ab“, berichtet Löschzugführer Wolfgang Fuchs. „Dabei arbeiten wir mit den anderen Einheiten im Stadtgebiet Schleiden Hand in Hand.“
Die Mitgliederentwicklung ist mehr als erfreulich: Zurzeit gehören 51 Ehrenamtliche der Einsatzabteilung an – 2012 waren es noch 39. Die Jugendfeuerwehr zählt 15 Mitglieder. In der Ehrenabteilung sind zurzeit zehn Feuerwehrleute zusammengeschlossen. Pro Jahr können rund zwei Angehörige der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung übernommen werden. Im vergangenen Jahr bewältigte der Löschzug Gemünd 80 Einsätze.
Festprogramm
„Im Mittelpunkt des diesjährigen Feuerwehrfestes wird die Bevölkerung stehen, zu der wir durch viele kleine Aktionen im Jahresverlauf einen engen Kontakt halten“, berichtet Wolfgangs Fuchs. Den Auftakt macht am Samstag, den 8. Juni ab 19 Uhr ein Dämmerschoppen mit einem „Kultabend“ von DJ Bogell. Der Eintritt ist frei.
Am Sonntag, den 9. Juni, eröffnet um 11 Uhr ein Festkommers die Feiern zum 145-jährigen Jubiläum. Anschließend spielen der „Musikverein Engelgau“ sowie die Band „Eifelgold“ zum Frühschoppen. Ab 13 Uhr ist die Kuchentheke geöffnet.
Den ganzen Tag über gibt es eine Fahrzeug- und Geräteausstellung sowie ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm für Kinder mit Hüpfburg, Kinderschminken und weiteren Attraktionen. Um 19 Uhr schließt sich ein Tanzabend mit der Band „De Schlingele“ an. Der Eintritt ist frei.
Kostenlose Parkplätze finden Besucher im direkten Umfeld des Gerätehauses aber auch am Bahnhof Gemünd. Von dort aus besteht mit der Oleftalbahn im Rahmen des normalen Fahrplans unter www.oleftalbahn.de ein Shuttle-Service direkt bis zum Gerätehaus nach Nierfeld. Dafür wurde eigens eine Sonderhaltestelle eingerichtet. Die Fahrt aus den umliegenden Ortschaften oder vom Bahnhof Gemünd zum Fest und zurück ist für Besucher frei.
(Text: Oliver Geschwind, Geschäftsführer Kreisfeuerwehrverband, Foto: Bernd Wawer, www.Wawers-Fotoarchiv.de)
Kreisfeuerwehrverband
Euskirchen e.V.