Am vergangenen Wochenende fand ein intensiver zweitägiger Workshop zur Einbindung von von psychosozialen Lagebildern in die Einsatzbewältigung im Rahmen des Forschungsprojekts #sosmap der Bergischen Universität Wuppertal statt. Unter den Teilnehmern waren die beiden bestellten Einsatzleiter des Kreises Euskirchen, Martin Fehrmann (Abteilungsleiter Gefahrenabwehr) und Oliver Geschwind, sowie Rainer Brück (Leiter Kreiseinheit Psychosoziale Notfallversorgung Einsatzkräfte) und Silke Toennes vom Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen.
Am Freitag, den 14. Februar, wurden im Rahmen von Planspielen zwei herausfordernde Krisenszenarien operativ-taktisch bearbeitet: eine Hochwasserlage infolge schwerer Starkregenfälle sowie ein Terroranschlag in einer Großstadt. Begleitet wurden die Übungen von drei VOST-Teams (Virtual Operations Support Teams), die von der Übungsleitung erstellte Social-Media-Feeds in Echtzeit analysierten und bearbeiteten.
Der zweite Tag, Samstag, der 15. Februar, widmete sich der Erarbeitung von Parametern undRahmenbedingungen von psychosozialen Lagebildern. In drei Workshops wurden Methoden zur Erfassung und Nutzung von psychosozialen Daten in Krisensituationen erarbeitet.
Soziale Medien als Informationsquelle im Krisenmanagement
Seit dem 1. August 2022 wird das Forschungsprojekt #sosmap durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gefördert. Ziel ist die systematische Analyse der Kommunikation in sozialen Medien, um psychosoziale Bedarfe der Bevölkerung in Krisensituationen zu erkennen und zu nutzen. In sozialen Netzwerken äußern Menschen in Notlagen ihre Sorgen, Bedürfnisse und verfügbaren Ressourcen – diese öffentlich zugänglichen Informationen können wertvolle Hinweise für das Krisenmanagement liefern.
Das Projekt hat zwei zentrale Ziele: Die Entwicklung von Kriterien zur Identifikation psychosozialer Bedarfe und Ressourcen der Bevölkerung anhand öffentlich geteilter Social-Media-Informationen und die Ableitung von Rahmenempfehlungen für die Erstellung und Nutzung eines digitalen psychosozialen Lagebildes im Bevölkerungsschutz.
Koordiniert wird das Projekt durch den Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit der Bergischen Universität Wuppertal. Wissenschaftliche Unterstützung erfolgt durch die Universität Greifswald (Digital Health and Prevention) und die Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung (HS Bund), ergänzt durch zahlreiche assoziierte Partner.
Bereits in der Vergangenheit hat sich der Kreis Euskirchen intensiv mit der psychosozialen Bewältigung von Krisen auseinandergesetzt. In Zusammenarbeit mit Francesca Müller von der Universität Wuppertal wurde das Forschungsprojekt „FLUTPerspektive PSNV“ (PsychoSoziale NotfallVersorgung) ins Leben gerufen. Ziel war es, Erkenntnisse aus der Flutkatastrophe zu gewinnen, um zukünftige Krisen besser bewältigen zu können – sowohl im Kreis Euskirchen als auch bundesweit.
Seinerzeit wurden Umfragen durchgeführt
Um fundierte Aussagen treffen zu können, wurde die Bevölkerung im Kreis Euskirchen zur Teilnahme an einer anonymen Online-Umfrage aufgerufen. Dabei waren nicht nur direkt betroffene Flutopfer gefragt, sondern auch Menschen, die die Katastrophe aus der Distanz miterlebt haben – sei es durch soziale Netzwerke oder über Freunde und Verwandte. Ebenso wichtig war die Beteiligung von Einsatzkräften, um auch ihre Perspektiven und Erfahrungen in die Forschung einzubeziehen.
Durch zusätzliche Interviews und Gruppengespräche konnten weitere wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, die helfen, psychosoziale Notfallversorgung in Krisen künftig noch gezielter zu gestalten.
Weitere Informationen sind unter www.sosmap.info abrufbar.
Kreisfeuerwehrverband
Euskirchen e.V.