Dichter Rauch, beißender Geruch von verbranntem Holz und Temperaturen wie im echten Einsatz: Für 252 Feuerwehrleute aus dem Kreis Euskirchen standen in den vergangenen zwei Wochen intensive und schweißtreibende Trainingseinheiten auf dem Programm. Anlass war die Rückkehr der mobilen Brandsimulationsanlage der Firma Delta SP aus Sulingen (Niedersachsen), die erneut am Brandschutzzentrum des Kreises in Schleiden stationiert wurde. Organisiert wurde das aufwändige Training vom Kreisfeuerwehrverband Euskirchen – mit einem klaren Ziel: die Einsatzkräfte auf gefährliche Einsatzlagen unter realistischen Bedingungen bestmöglich vorzubereiten.
„Alle Theorie ist grau“ – dieser Grundsatz gilt auch in der Feuerwehrausbildung. Zwar beginnt das viereinhalbstündige Programm mit einer theoretischen Einführung in das Verhalten von Rauchgasen, die Gefahren durch Flashover und Rauchgasdurchzündung sowie geeignete Einsatztaktiken. Doch der eigentliche Lerneffekt entsteht im Praxisteil, wenn die Feuerwehrleute unter Atemschutz selbst in den Brandcontainer vordringen.
Dort erwartet sie ein Szenario, das einem echten Zimmerbrand nachempfunden ist: In einer stahlverkleideten Kammer, die mit Schamottsteinen ausgekleidet ist, wird in regelmäßigen Abständen echtes Feuer mit Holzpaletten entfacht – bereitgestellt von den Firmen Peter Greven (Iversheim) und Propet Koller (Kall). Die entstehende Hitze, der dichte Rauch und die begrenzte Sicht fordern von den Einsatzkräften Konzentration, richtige Taktik und Teamarbeit.
Ein zentraler Trainingsinhalt ist das sichere Öffnen von Türen. Was im Alltag banal klingt, birgt im Brandeinsatz große Risiken: Hat sich hinter der Tür in einem sauerstoffarmen Raum ein hochexplosives Rauchgasgemisch gebildet, kann das plötzliche Zuführen von Sauerstoff eine gefährliche Rauchgasexplosion auslösen. Deshalb lernen die Feuerwehrleute, Türen kontrolliert zu öffnen und mit gezielten Sprühstößen die Temperatur zu senken – ohne zu viel Wasser einzusetzen. Denn übermäßiger Wassereinsatz kann durch entstehenden Dampf weitere Gefahren mit sich bringen und unnötige Schäden verursachen.
„Es ist wichtig, diese Szenarien nicht nur in der Theorie zu kennen, sondern sie unter realen Bedingungen zu erleben“, erklärt Daniel Stopa vom Brandschutzzentrum. Anders als gasbetriebene Übungsanlagen wie in Stockheim erzeugt der Container mit Festbrennstoffen echten Rauch und sichtbare Rußablagerungen – ein deutlicher Unterschied, der die Realität eines Einsatzes wesentlich besser widerspiegelt. „Man merkt sofort, ob die Maske wirklich dicht ist“, so Stopa. Auch die Beobachtung der Rauchschichtung und der Einfluss von Lüftungsmaßnahmen lassen sich in dieser Umgebung realitätsnah nachvollziehen.
Für die Feuerwehrleute, die bereits vor zwei Jahren an einer ähnlichen Ausbildung teilgenommen haben, wurden diesmal erweiterte Szenarien angeboten. So wurde beispielsweise das Vorgehen bei Kellerbränden geübt, indem über eine spezielle Klappe Rauch und Hitze simuliert aus dem unteren Bereich des Containers aufstiegen. Das Training wurde individuell auf den Kenntnisstand der Teilnehmerinnen und Teilnehmer angepasst – und das kam gut an.
Doch auch das Vertrauen in die Schutzkleidung spielt eine wichtige Rolle. Wenn es doch zu einer Durchzündung kommt, erleben die Feuerwehrleute, wie gut die Schutzkleidung tatsächlich funktioniert – und wie entscheidend es ist, in der Hocke oder in Bauchlage zu bleiben, um der größten Hitze zu entgehen. „In der Ausbildung sagen wir das immer wieder – aber wer einmal eine reale Durchzündung erlebt hat, wird beim nächsten Mal definitiv nicht mehr aufrecht gehen“, sagt Sebastian Dietrich, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Hellenthal, mit einem Augenzwinkern.
Die Teilnahme am Training war kreisweit organisiert: Aus allen zehn Kommunen des Kreises Euskirchen kamen Einsatzkräfte, die Städte und Gemeinden übernahmen jeweils die Kosten. Jens Schreiber, Leiter der Feuerwehr Mechernich, sieht darin eine lohnende Investition: „Für dieses Training müssen wir bei der Stadt keine Überzeugungsarbeit leisten – die Verwaltung weiß, wie wichtig diese Ausbildung ist.“ Auch Daniel Pützer, Feuerwehrchef aus Hellenthal, bestätigt: „Bei den Haushaltsberatungen stößt dieser Posten auf breite Zustimmung.“
Die reibungslose Durchführung des Trainings wäre jedoch nicht möglich gewesen ohne das engagierte Team des Brandschutzzentrums in Schleiden. 252 Atemluftflaschen mussten gefüllt, gebrauchte Masken gereinigt und einsatzbereit zurückgegeben werden – und das zusätzlich zu zwei Großbränden, die parallel an den vergangenen Sonntagen in Dürscheven und Scheven zu bewältigen waren. „Das waren wirklich harte Tage“, sagt Markus Klinkhammer vom Brandschutzzentrum, „aber es hat sich gelohnt.“ Organisatorisch zeichnete Johannes Gebertz, stellv. Kreisbrandmeister und Ausbildungsbeauftragter des Kreisfeuerwehrverbandes, für das Angebot verantwortlich.
Kreisfeuerwehrverband
Euskirchen e.V.